Was beabsichtigen Sie auf lokaler Ebene zu tun, um die Gründung von Startups zu erleichtern und zu fördern?
„Startups sind Innovationstreiber vor Ort. Sie bringen sowohl die Wirtschaft voran, indem sie gerade den etablierten Mittelstand durch digitale Innovationen unterstützen. Dafür wollen wir auf regionaler und lokaler Ebene Matching-Strukturen stärken, wie wir sie noch unter GRÜNEN-Regierungsbeteiligung landesweit mit den DWNRW-Hubs und den DWNRW-Networks an den Start gebracht haben. Hierbei sind die Kommunen entscheidende Player, denn sie können die Vernetzung zwischen etablierten Unternehmen, Startups, Verwaltung, wissenschaftlichen Einrichtungen und Zivilgesellschaft vor Ort vorantreiben. Die so entstehenden lokalen Innovationshubs können auch regionale wirtschaftliche und wissenschaftliche Schwerpunkte aufgreifen.
Startups liefern aber auch enorme gesellschaftliche Impulse, indem sie beispielsweise andere Arbeitsmodelle ermöglichen. Hierfür wollen wir z. B. die Schaffung von Räumen für Coworking vor Ort unterstützen. Selbstverständlich wollen wir die digitale Verwaltung voranbringen, da sie die Entwicklung der digitalen Wirtschaft vor Ort stärkt. Es ist bedauerlich, dass die schwarz-gelbe Landesregierung bei der digitalen Verwaltung mit Blick auf die Kommunen auf der Bremse steht.“
Was beabsichtigen Sie zu tun, um mehr Investoren dazu zu bewegen, in Start-ups aus NRW zu investieren? (Hintergrund der Frage: nur 4% Investments von VCs gehen nach NRW. Dazu gehen im Vergleich 69% nach Bayern)
„NRW ist das Land des starken Mittelstandes, der Hidden Champions und großer DAX-Unternehmen. Die Landesregierung hat es bisher versäumt, diese Stärke zu einem Standortvorteil für das Startup-Ökosystem zu machen. Denn trotz aller Ankündigungen kommen nur rund 15 Prozent des gesamten Wagniskapitals von strategischen Investoren. Hier wollen wir durch Netzwerke vor Ort, die kommunal unterstützt werden, das Matching erleichtern und Startups Zugänge zu Kapital verschaffen.
Auf Landes- und Bundesebene setzen wir uns für mehr öffentliches Wagniskapital ein, denn bisher liegt der Anteil öffentlicher VC-Investitionen bei rund 25 Prozent. Staatliche Wagniskapitalfonds, die durch private Mittel ergänzt werden, nehmen hier eine Vorbildfunktion ein. Uns ist dabei wichtig, dass wir mit staatlichen VC-Fonds die unterschiedlichen Gründungsphasen im Blick haben und passgenauer absichern. Ebenso wollen wir die öffentlichen regionalen Seedfonds ausweiten und zu einer Breitenförderung ausweiten. So fördert der Gründerfonds Ruhr bisher nur etwa zwei bis drei Startups pro Jahr, während im Ruhrgebiet jährlich etwa 2.000 innovative Unternehmen gegründet werden.“
Wo sehen Sie die Stärken und besonderen Potenziale von NRW und seinen Regionen für Startups und wie können diese weiter ausgebaut werden?
„Mit 70 Hochschulen, über 100 hochschuleigenen Forschungseinrichtungen sowie über 50 außerhochschulischen Forschungseinrichtungen besitzt NRW eine unglaublich große Forschungslandschaft. Darüber hinaus ist NRW ein starker und breit aufgestellter Wirtschaftsstandort, der mittelständisch geprägt ist und einer Vielzahl an DAX-Unternehmen sowie Hidden Champions eine Heimat bietet. Die Schnittstelle zwischen beiden Bereichen bietet ein enormes Potenzial für die große Transformation.
Startups sind dabei eine wesentliche treibende Kraft. Wir wollen neue Hubs zur Vernetzung von Startups und Mittelstand an den Start bringen, auch themenspezifische, etwa für Gründerinnen und für besonders ökologisch nachhaltige Produkte und Geschäftsmodelle. Vorteil dieser themenspezifischen Hubs ist, dass sie auf branchenspezifische Netzwerke zurückgreifen, dadurch passgenauer beraten, unterstützen und branchenspezifische Investoren ansprechen können.
Um die Hochschulen als Keimzelle des Gründerstandorts NRW attraktiv zu halten, brauchen wir beste Studienbedingungen. Viele Hochschulen sind in ihrer Ausstattung und Organisation sowie ihren didaktischen Konzepten noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Hier wollen wir erhebliche Investitionen für eine Digitalisierungsoffensive. Aber nicht nur die Hochschulen selbst sind entscheidende Faktoren für ein gutes Studium. Wir wollen z. B. die Wohnsituation durch ein hochschulnahes und ausreichendes Angebot an günstigem Wohnraum verbessern – dafür haben unsere Kommunalpolitiker*innen in den Hochschulstädten hervorragende Konzepte.“
Wie möchten Sie dafür sorgen, dass Digitalisierung in NRW auch in der Fläche gelingt?
„Wir wollen den flächendeckenden Glasfaserausbau und 5G bis an jede Milchkanne. Auch eine digitale Verwaltung gehört für uns zur Infrastruktur. Deshalb wollen wir – anders als die Landesregierung – auch die Kommunalverwaltungen digitalisieren. Die digitale Verwaltung ist für uns kein Kostensparmodell, sondern wir wollen sie – mit ausreichenden finanziellen und personellen Ressourcen unterlegt – so gestalten, dass Verwaltungshandeln bürgernäher, schneller und agiler wird.
Wir glauben, dass die Startup-Kultur enorme Chancen für die ländlichen Räume Nordrhein-Westfalens bietet. Startups schaffen langfristige Arbeitsplätze für Hochqualifizierte, bringen die gerade im ländlichen Raum starke Wirtschaft auf Zukunftskurs und setzen Impulse für die lokale und regionale Entwicklung. Hierfür wollen wir die Vernetzung zwischen Mittelstand, Startups und insbesondere den Fachhochschulen und ihren Studienorten jenseits der großen Zentren stärken. Für die Etablierung einer ländlichen Digitalwirtschaft und eines Startup-Ökosystems im ländlichen Raum müssen die Wirtschaftsförderungen sich zum Teil völlig neu erfinden, weg von klassischer Ansiedlungspolitik und Flächenvermittlung. Wir wollen sie bei dieser Entwicklung unterstützen, damit sie Orte der Inspiration und Begegnung von Kreativen und Innovativen im ländlichen Raum schaffen.“
Welche Anstrengungen möchten Sie unternehmen, um Fachkräften aus aller Welt das Gründen und Arbeiten in NRW zu erleichtern?
„Wir wollen den Gründungsstandort NRW international sichtbarer machen. Das Land muss dafür Sorge tragen, dass Startups aus NRW an internationalen Messen und Startup-Events teilnehmen können. Gleichzeitig wollen wir nordrhein-westfälische Startup-Events internationaler ausrichten. Durch eine stärkere, internationale Vernetzung des Startup-Ökosystems wird der Gründungsstandort NRW bekannter, attraktiver und zieht auch internationale Fachkräfte an. Dafür wollen wir gemeinsam mit den Akteuren aus dem Startup-Ökosystem Austauschprogramme mit internationalen Gründungszentren wie dem Silicon Valley, Tel Aviv, Mumbai oder Bangalore in Indien oder den Innovationszentren auf dem afrikanischen Kontinent, wie Kapstadt, Nairobi, Accra, oder Kumasi aufsetzen.
Klar ist für uns, dass die Hochschulen ein zentraler Baustein eines jeden Startup-Ökosystems sind. Wir wollen sie deshalb für internationale Studierende attraktiv halten. Das bedeutet für uns insbesondere eine hervorragende Ausstattung, günstigen Wohnraum und den Verzicht auf Studiengebühren für in- wie ausländische Studierende. Neben internationalen Studierenden brauchen wir aber auch internationale Top-Forscher*innen an unseren Hochschulen. Deshalb wollen wir verstärkt Spitzenforschungseinrichtungen nach NRW holen. Ebenso wollen wir die Forschung an Fachhochschulen durch einen entsprechenden Anteil in der Grundfinanzierung der Hochschulen stärken.“
Weitere Informationen findet Ihr auf der Website der Grünen in Nordrhein-Westfalen.
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