Social Entrepreneurship – Cool, aber wie finanziere ich mir das?
In einer Welt voller Umbrüchen, Veränderungen, Krisen und gesellschaftlichen Herausforderungen schauen sie nicht nur hin, sondern verändern etwas: Sozialunternehmer:innen. Social Entrepreneurship gewinnt aktuell an gesellschaftlicher Bedeutung und will mit kreativen und innovativen Ideen sowie mit unternehmerischem Denken einen sozialen Mehrwert schaffen. Doch wie finanziert man am besten ein Social Business?
Die Finanzierungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig und reichen vom Eigenkapital und der Unterstützung aus dem Umfeld über Stiftungsförderung, Crowdfunding, staatliche Fördermittel bis hin zu Bankdarlehen. Wie das in Zahlen aussieht verrät uns der Deutsche Social Entrepreneurship Monitor 2019 (DSEM). Laut den Befragungen des DSEM nutzten ca. 73 % der Sozialunternehmer:innen eigene Ersparnisse und ein Viertel greift auf die finanzielle Unterstützung durch Familie und Freund:innen zurück, um Startkapital aufzubringen. Nur knapp 23 % konnten staatliche Fördermittel in Anspruch nehmen. Dies kann unter anderem daran liegen, dass öffentliche Finanzierungsinstrumente sich meist entweder auf klassische Startups oder auf gemeinnützige Organisationen fokussieren, selten jedoch auf die Hybridform des Sozialunternehmens. Weitere Finanzierungsmöglichkeiten wie Stiftungsförderungen (16,5%) oder Bankdarlehen (11,8%) wurden eher selten genannt.
Hier wollen wir ansetzen und aufzeigen, wie beispielsweise der Kreditmarkt als Finanzierungsquelle für Social Entrepreneur:innen am besten genutzt werden kann. Es gibt einige Kriterien, die für die Beantragung eines Förderkredits sprechen. Als Erstes möchten wir die relativ lange Laufzeit erwähnen, d.h. Eure eigene Liquidität wird geschont. Es besteht zudem eine lange Zinsbindungsfrist, somit habt Ihr eine gewisse Planungssicherheit. Weitere Vorteile sind die günstigen Kreditkonditionen, die Tilgungsfreijahre und die Möglichkeit der Kombination verschiedener Förderkredite.
Passend zu dem Thema hat die NRW.BANK in Kooperation mit der Regionalvertretung NRW des SEND e.V. ein Webinar mit dem Titel „Sozialunternehmen – Der Weg zum Kredit“ veranstaltet. Hier ging es insbesondere um die Kreditfinanzierung für Sozialunternehmen aus Sicht einer Bank sowie um konkrete Förderprogramme. Die Inhalte wollen wir an dieser Stelle gerne mit Euch teilen, sodass Ihr einen hilfreichen Überblick zu dem Thema bekommt.
Förderquelle: Kredit
Aller Anfang ist schwer und oft weiß man gar nicht, womit man so recht starten soll. Wenn Ihr Euch dazu entscheidet, Euer Business über einen Kredit zu finanzieren, dann solltet Ihr Euch gut für das Finanzierungsgespräch mit einer Bank vorbereiten. Wichtig hierfür ist, dass Ihr Eure Kreditwürdigkeit aufzeigen könnt. Dafür sollte Eure unternehmerische Kompetenz in besonderem Maße nachgewiesen werden – doch wie macht man das am besten? Ein guter Businessplan, in dem Ihr Eure Geschäftsidee präsentiert, ist dabei das Wichtigste. Dazu gehören Informationen zu Euch als Unternehmer:in, Informationen über Euer Produkt bzw. Eure Dienstleistung über die Branche und den Markt sowie über die Wirtschaftlichkeit und Finanzierung. Neben den Informationen zu Eurer Businessidee spielen für die Bank – wie soll es anders sein – Zahlen eine große Rolle. Wir sprechen hier von einem Investitions-, Liquiditäts- und Rentabilitätsplan.
Kleinen Crashkurs gefällig? Hier findet Ihr wichtige Kennzahlen zu den einzelnen Plänen:
Investitionsplan
Hier solltet Ihr auflisten, welche Investitionen und Ausgaben geplant sind und wie diese finanziert werden sollen. Notiert Euch dazu bezüglich des Kapitalbedarfs eure Gründungskosten, Anlaufkosten und Investitionen. Hinsichtlich der Finanzierung solltet Ihr eure Zahlen zum Eigenkapital, zur Mezzanine (Mischung aus Eigen- und Fremdkapital), zum Fremdkapital sowie zu Zuschüssen bereit haben.
Liquiditäts- und Rentabilitätsplan
Hier solltet Ihr aufzeigen, inwiefern Eure Umsätze perspektivisch das Unternehmen tragen können. Notiert Euch hier Informationen einerseits zu Eurer Liquidität. Fragt Euch, ob die Liquidität jederzeit gegeben ist (Einnahmen und/oder Kreditlinien) und ab wann Kapitaldienst und Unternehmerlohn aus den Einnahmen finanziert werden können. Anderseits müsst Ihr einen Blick auf die Rentabilität werfen. Fragt Euch, wann der Break-even erreicht wird und wie nachhaltig die Gewinnzone ist.
Wenn Ihr etwas Unterstützung bei der Erstellung Eures Businessplans gebrauchen könnt, dann sind u.a. das Startcenter NRW und die Gründungswerkstatt NRW hilfreiche Anlaufstellen. Achtet zudem bei der Auswahl Eurer Hausbank darauf, dass sie offen für soziale, ökologische und nachhaltige Themen ist. Mehr Informationen dazu findet Ihr zudem in der Präsentation, die wir für Euch unten in dem Artikel verlinkt haben. Wenn der Businessplan steht, dann solltet ihr den nächsten Schritt in Angriff nehmen und gemeinsam mit eurer Hausbank festlegen, welches Förderprogramm für Euch am geeignetsten ist. Wir stellen Euch das Hausbankverfahren vor sowie zwei verschiedene Förderangebote – zum einen den Universalkredit und zum anderen das MicroCrowd-Förderangebot.
Hausbankenverfahren
Der Businessplan steht und der Termin mit der Hausbank rückt näher. Wie die NRW.BANK mit Eurer Bank zusammenarbeitet, zeigt Euch dieses Video:
NRW.BANK.Universalkedit
Der NRW.BANK Universalkredit richtet sich an alle gewerblichen Unternehmen, einschließlich Sozialunternehmen, Freiberufler:innen und Existenzgründer:innen. Die Darlehen können beispielsweise für Investitionsmaßnahmen oder Anteilserwerbe genutzt werden. Der Investitionsort muss dabei in Nordrhein-Westfalen liegen, in Ausnahmefällen, d.h. bei positivem Effekt auf NRW, auch außerhalb Nordrhein-Westfalens. Die Höhe des Darlehens beträgt maximal 10 Millionen Euro, dabei sind grundsätzlich nur Vorhaben förderfähig, die einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg erwarten lassen und deren Gesamtfinanzierung gesichert ist. Wenn Ihr bereits schon mit Finanzierungsquellen wie dem Crowdfunding arbeitet, dann ist das folgende Förderprogramm spannend für Euch.
NRW.MicroCrowd
NRW.MicroCrowd ist in erster Linie ein Angebot, das sich an Existenzgründer:innen und junge Unternehmen richtet. Das Förderangebot versteht sich als Ergänzung zum Crowdfunding. In Kooperation mit der Plattform Startnext unterstützt die NRW Bank erfolgreiche Crowdfinanzierungen, bei denen noch mehr Kapital benötigt wird. Voraussetzung für die Antragsstellung bei der NRW.BANK ist, dass Ihr Euer Projekt bereits bei Startnext eingestellt habt. Wichtig zu wissen ist, dass mindestens 20 Prozent der Gesamtinvestitionssumme dabei aus dem Crowdfunding stammen muss und die von der NRW.BANK bereitgestellte Darlehenshöchstsumme bis zu 50.000 Euro beträgt (max. 80% der Gesamtinvestitionen). Zudem könnt Ihr das Darlehen innerhalb von 10 Jahren in Raten zurückzahlen und Ihr habt einen festen Zinssatz für die gesamte Laufzeit. Alle Antragsunterlagen, die Ihr für die Finanzierung benötigt, könnt Ihr hier herunterladen und bearbeiten.
Falls Ihr nun Interesse an einem Kredit als Finanzierungsmöglichkeit habt, bei Euch aber noch Fragezeichen im Kopf herumschwirren, dann empfehlen wir Euch die NRW.BANK als Ansprechpartner. Sie berät Euch bei Finanzierungsfragen und teilt mit Euch umfassendere Informationen zu Themen wie Förderkrediten und Eigenkapitalfinanzierung.
Die NRW-Bank. Als Förderbank für Nordrhein-Westfalen ist ihr Geschäftszweck nicht die Erzielung von Gewinnen, sondern die Förderung von Fortschritt und Entwicklung in Nordrhein-Westfalen – hin zu einer ökologisch und sozial nachhaltigen, digital und strukturell modernisierten Wirtschaft und Gesellschaft. Sie unterstützt die Verbesserung der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Lebensbedingungen sowie die Digitalisierung in NRW. Daher freuen wir uns besonders, dass das Finanzinstitut zu einen der ersten Fördermitglieder des NRWalley e.V. zählt!
Wie versprochen findet Ihr zudem hier den Link zu der Präsentation der NRW-Bank sowie zu allen relevanten Ansprechpartner:innen.
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